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Hintere Seen
Nördlich des Beihai-Parks befindet sich ein noch recht gut erhaltenes Hutong-Viertel mit einigen Villen rund um die sogenannten Hinteren Seen.
Schon der Mongolenkaiser Dschingis Khan hatte Kan?le aus den wasserreichen Westbergen in seine trockene Hauptstadt Khanbaliq graben lassen, die nur ein paar hundert Meter östlich der Seen lag. In der Gegend der Seen befand sich der "Hafen" des Mongolenpalastes, wo auf flachen Barken Getreide und anderes angelandet wurde. In der Ming-Dynastie wurde das Kanalsystem ausgeweitet, aber dadurch so flach, daß selbst die Barken nicht mehr so weit vordringen konnten. Statt dessen nutzte der Hof die Gegend als Freizeitpark. In der Qing-Dynastie dann bauten sich zahlreiche Verwandte des Kaisers hier ihre Villen, von denen einige noch erhalten sind. Nach dem Ende der Monarchie durften auch einfache Leute die typischen Hofhäuser bauen, von denen viele noch stehen.
Eine Totalsanierung wie in vielen anderen Teilen der Stadt scheint nicht geplant zu sein, denn mit Millionenaufwand entstehen in den besten Seelagen gerade völlig neue Hofhäuser, meist für reiche asiatische Ausländer.
Der Spaziergang beginnt am Nordtor des Beihai-Parks. Dort wurde ein kleiner Markt wiederer?ffnet, auf dem man einen Imbi? zu sich nehmen kann, etwa eine Nudelsuppe, Frühlingsrollen, Fleischspieße, süßen Klebreis, Mandelpudding oder eine süäe Rote-Bohnen-Suppe. Etwas weiter Richtung See folgt dann ein Antiquitätenmarkt, der aus einigen Reihen von Buden für die Händler besteht.
Entlang des Sees erreicht man die Silberbarrenbrücke (Yindingqiao), deren Vorläuferin im 18. Jh. sehr berühmt war, als man von hier noch die Westberge au?erhalb Pekings im Sonnenuntergang betrachten konnte. Dieser "klassische Ausblick" wurde in Gem?lden festgehalten und in Gedichten beschrieben. Jenseits der Brücke und dann rechts liegt ein klassisches Restaurant der Stadt, das Kaorou Ji ("Jis gegrilltes Lamm", tgl. 11-13.30, 16.30-20 Uhr). Familie Ji hatte zuerst Fleischspießchen von einem Wagen an die Spaziergänger verkauft, dann 1927 das Restaurant eröffnet, das inzwischen mehrfach renoviert wurde und dabei einiges von der gemütlichen Atmosphäre früherer Tage verlor. Spezialisiert ist man weiterhin auf Lammfleisch, ein Winteressen.
Wenn man hinter der Brücke statt nach rechts nach links abbiegt, gelangt man zum Wohnhaus Soong Ching Lings (Soong Ching Ling Guju). Die Ehefrau des Republikgründers Sun Yatsen stammte aus einer der an Geld und Einfluß reichsten Familien des China der Jahrhundertwende. Von Shanghai aus beherrschte sie große Teile der frühen Produktionsstätten, und weitsichtig verbanden sie sich mit der neuen Elite der politisch gemäßigten Republikaner. So heiratete Ching Lings Schwester May Ling den Nachfolger Sun Yatsens in der Nationalen Partei (GMD), Chiang Kaishek, der später Präsident in Taiwan wurde. Ching Ling hingegen neigte nach dem frühen Tod ihres hochangesehenen Gatten (1925) den Kommunisten zu und erhielt dafür das Ehrenamt einer Vizepräsidentin der Volksrepublik. Sie war politisch sehr aktiv und setzte sich für die Rechte der Frauen ein. In dem modernen, nach europäischen Architekturstilen errichteten Haus, das in einem großen Garten steht, wohnte sie von 1963 bis zu ihrem Tod 1981. Einige Zimmer sind noch original eingerichtet, andere beherbergen eine Ausstellung über das Leben und Werk Soongs.
Im Gassengewirr südlich des Sees liegt das Anwesen des Prinzen Gong (Gongwangfu). Prinz Gong (1833-98), ein Bruder des Xiangfeng-Kaisers, war Mitte des 19. Jh. ein einflußreicher Außenpolitiker, der sich immer wieder mit den Kolonialmächten herumzuschlagen hatte und mit ihnen einige Verträge aushandelte. Seine Residenz liegt in einem großen, teilweise wie ein Park gestalteten Garten. Lange, gezackte Wege verbinden die einzelnen Gebäude miteinander. Der Prinz war ein besonderer Liebhaber der Peking-Oper, so daß er sich ein eigenes Theater in seinen Garten setzen ließ. Dieses ist inzwischen renoviert und steht an den meisten Abenden mit Vorführungen der Öffentlichkeit zu Verfügung. |
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