Offener Brief des Rektors der TU Ilmenau<br><br>Technische Universität Ilmenau Ilmenau, den 08. 02. 2005<br>Der Rektor<br><br><br><br><br>Offener Brief des Rektors der TU Ilmenau an die Gruppe der chinesischen Studierenden an der TU Ilmenau<br><br><br>Liebe chinesische Studierende,<br><br>im Rahmen der offiziellen Feier zum chinesischen Neujahrsfest kam es zu Äußerungen, die weitergehende Diskussionen zur Folge hatten. In diesem Zusammenhang wurde auf einer web-site unserer Universität, dem Forum des chinesischen Studentenvereins, eine chinesische Studierende nicht nur beleidigt, sondern ihr wurde Gewalt angedroht bzw. es erfolgten anonyme Aufforderungen zur Gewalt gegen sie. <br><br>Dies kann die TU Ilmenau nicht dulden. Die Universität fühlt sich humanistischen Grundsätzen verpflichtet und bringt dies in ihrer Grundordnung und in ihrem Leitbild zum Ausdruck. Im Sinne einer Selbstverpflichtung sollen Forschung und Lehre immer mit dem Ziel erfolgen, das Leben und das friedliche Miteinander der Menschen zu fördern und die natürliche Umwelt zu erhalten. Im Leitbild der TU Ilmenau heißt es hierzu:<br><br>„Die Mitglieder der Technischen Universität Ilmenau folgen den Grundsätzen der Einheit und Freiheit von Forschung und Lehre. Grundlagen einer verantwortungsbewussten Lehre, Forschung und Entwicklung sind die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte und das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, insbesondere die friedliche, zivile Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse und die nachhaltige Bewahrung der menschlichen Lebensgrundlagen. Die Technische Universität setzt sich für Chancengleichheit und für ein günstiges soziales und kulturelles Umfeld ein. Sie verpflichtet sich zur Achtung aller Menschen unabhängig von ihrer sozialen, ethnischen und religiösen Herkunft.“<br><br>Die TU Ilmenau hält an diesen Grundsätzen fest. Sie ist aber auch daran interessiert, die guten Beziehungen zu den chinesischen Partnern und Studenten weiter zu stabilisieren und auszubauen. Vor dem Hintergrund der oben geschilderten Ereignisse lade ich alle chinesischen Studierenden und interessierten Universitätsangehörigen zu einer Gesprächsrunde ein. Diese findet am<br><br>Dienstag, dem 15. Februar 2005, um 17.00 Uhr, im Großen Hörsaal<br><br>statt.<br><br>Liebe Studierende, ich betone an dieser Stelle, dass sich die Technische Universität Ilmenau in politischen Auseinandersetzungen, nach innen und außen, neutral verhält. Sie distanziert sich aber entschieden von einer unwürdigen Art, politische Differenzen zu diskutieren. Auf dem Campus der TU Ilmenau herrscht die in Deutschland verfassungsmäßig garantierte Freiheit der Meinung und des Wortes. Wir sind sehr stolz auf diese Errungenschaft der Demokratie und dulden deshalb keine Aktivitäten der Intoleranz oder der Beschränkung der Rede- und Meinungsfreiheit an unserer Universität. Besonders schwer wiegen in diesem Zusammenhang die Androhung und Aufforderung von Gewalt.<br><br>Aus diesem Grund habe ich veranlasst, dass die verantwortlichen Administratoren des Forums sowie die Autoren der Beiträge ausfindig gemacht werden. Ich werde den Betroffenen eine Verwarnung aussprechen, die bei einem erneuten derartigen Verstoß gegen die Grundordnung und das Leitbild der TU Ilmenau entsprechend § 71 Absatz 1 Satz 2 ThürHG zum Widerruf der Immatrikulation an der TU Ilmenau führt. <br><br>Den Vorfall nehme ich außerdem zum Anlass, im Netz der Universität alle web-sites, die nicht in deutscher oder englischer Sprache verfasst sind, ab sofort zu verbieten. <br><br>Die TU Ilmenau erwartet, dass sich die Verfasser der ehrabschneidenden und beleidigenden Äußerungen im chinesischen Forum offiziell bei der Studierenden entschuldigen. <br><br><br>Univ.-Prof. Dr. rer. nat. habil. Scharff <br> |