Wie bereits bekannt, stehen seit dem Frühjahr dieses Jahres chinesische Investoren mit der Quellenstadt Bad Vilbel in Kontakt, um städtische Grundstücke zu erwerben. Das Interesse wurde nun insofern bestätigt, als dass die Investoren nun eine Kaufabsicht bekundet haben. Konkret hat die Firma BCT GmbH aus Bad Vilbel sich die Grundstücksoption für die noch zur Verfügung stehenden Flächen im Gewerbegebiet „Quellenpark“ beziehungsweise „Im Schleid“ gesichert. „Für Bad Vilbel wäre der Kauf ein Abschluss einer offen geführten Diskussion. So haben wir das Interesse der chinesischen Investoren bereits frühzeitig der Öffentlichkeit und auch der Stadtverordnetenversammlung unterbreitet“, so Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr.
In der Fristsetzung bis zum 30.09.2013 besteht nun die Möglichkeit für den Investor, Bau- und Erschließungsfragen zu klären, sowie das Angebot der Stadt Bad Vilbel juristisch prüfen zu lassen. Für das nächste Jahr sind eine Reihe von Besuchen durch Architekten, Ingenieure und von Investoren vorgesehen. Da die vorbereitenden Arbeiten erhebliche Kosten auslösen, ist es in solchen Fällen üblich, dem Investor die Grundstücke für eine feste, überschaubare Zeit an die Hand zu geben. Dies soll durch Einräumung einer nun erfolgten Kaufoption geschehen.
Die exzellenten Grundstücksqualitäten sprechen laut Stadtrat Klaus Minkel, der das Projekt initiiert und sich maßgeblich dafür eingesetzt hat, für den Kauf: „Mit zwei Anbindungen zum Autobahnring und der barrierefreien S-Bahnstation am Nordbahnhof verfügt der Quellenpark über schnelle Zufahrten zum Flughafen. Wohn- und Gewerbeflächen ergänzen sich im Baugebiet, was zur Qualität beiträgt. Ebenso findet keine verkehrserzeugende Separation von Wohnen und Gewerbe statt. All diese Faktoren machen den Quellenpark zu einer idealen Verbindung von Wohnen und Arbeiten und die weitläufigen Flächen in städtischer Hand zu einem interessanten Areal für Investoren.“
Der Investor plant im Kern ein chinesisches Großhandelszentrum, in dem Waren für Großabnehmer präsentiert werden können. Gedacht ist dies als „Schaufenster der Waren Chinas“. Der Logistikanteil wird eher niedrig sein, weil die Warenauslieferung in der Regel nicht über die Quellenstadt geschehen soll und eine Produktion nicht geplant ist. Zudem sollen Büroräume für Firmenzentralen für Deutschland und eventuell auch Europa errichtet werden. „Es besteht Übereinstimmung mit den chinesischen Partnern, dass die Bauten zu einem geplanten Handelszentrum dem aktuell gültigen Bebauungsplan und dem deutschen Baurecht entsprechen müssen. Der Bebauungsplan ist vor rund 10 Jahren nach Anhörung rund 60 Träger öffentlicher Belange, nach ausgiebiger Bürgerbeteiligung und nach Beschlussfassung im Stadtparlament verabschiedet worden. Er ist demokratisch und fachlich legimitiert. Durch die geplante Einbeziehung des Architekturbüros BLFP-Frielinghaus aus Friedberg mit dem Geschäftsführer der GmbH und Präsidenten des Bund Deutscher Architekten Deutschland, Michael Frielinghaus, ist gewährleistet, dass das Projekt architektonisch deutschen und chinesischen Erwartungen auf internationalem Niveau entsprechen wird“, erläutert Bürgermeister Dr. Thomas Stöhr.
„Trotz dieser Option muss klar gesagt werden, dass es derzeit noch keine Sicherheit wegen der Realisierung des Projekts geben kann. Eine Verfestigung würde erst dann eintreten, wenn der Investor die Option zum Kauf zieht und das Geld transferiert. Auch wenn noch nicht genau feststeht, dass die Grundstücke im Quellenpark einen Käufer gefunden haben, freut uns das Interesse eines Investors aus dem Land des zweitgrößten Handelspartners der Bundesrepublik Deutschland und zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, die Volksrepublik China“, so Dr. Stöhr.
Würde der Kauf realisiert, wäre Bad Vilbel hinsichtlich der Kämmereischulden schuldenfrei, was in Zeiten von kommunalen Rettungsschirmen nur den allerwenigsten Städten in Deutschland gelingt. Bad Vilbel bekäme das eingesetzte Eigenkapital und die aufgewendeten Finanzierungszinsen wieder frei. Wie schon im Falle von Dortelweil-West würde die Rechnung der Stadt aufgehen, durch Verschuldung einen Entwicklungssprung zu bewirken und danach zu entschulden. Auch die Alteigentümer könnten endlich den vollständigen Kaufpreis erhalten. Ohne das Engagement der Stadt wäre ihr Land weitgehend wertlos geblieben.
„Die Stadt Bad Vilbel hat Grund, dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Jörg-Uwe Hahn und dem Landrat Joachim Arnold für ihr beträchtliches Engagement zu danken. Beide haben sich enorm für Bad Vilbel eingesetzt. Auch ist dem chinesischen Generalkonsulat in Frankfurt für die freundliche Begleitung zu danken“, so Stadtrat Klaus Minkel.
Der Haupt- und Finanzausschuss hat in seiner gestrigen Sitzung der Option einstimmig bei Enthaltung von SPD und Grünen zugestimmt. CDU, FDP und FWG stimmten dafür.
Das Areal auf dem die Firma Segmüller die Errichtung eines Möbelhauses plant, ist von der Kaufoption indes nicht betroffen.
Dr. Thomas Stöhr Klaus Minkel
Bürgermeister Stadtrat