17.07.2009
HIV-INFEKTION Beschneidung vonMännern schützt Frauen nur indirekt Beschnittene Männer übertragenAids-Viren genauso gut wie unbeschnittene, ergab eine neue Studie. Trotzdemhalten Mediziner den Eingriff für sinnvoll, denn er mindert das Risiko beiMännern, sich selbst mit dem Aids-Virus anzustecken - und schützt Frauen somitindirekt.
London - Eine flächendeckende Beschneidung von Männern kann dieAusbreitung von Aids hemmen. Dies hatten die Weltgesundheitsorganisation (WHO)und das Aidsprogramm der Vereinten Nationen (UNAIDS) vor gut zwei Jahren nachStudien in Kenia, Uganda und Südafrika empfohlen. Die Maßnahme reduzieredie Gefahr einer HIV-Ansteckung bei heterosexuellen Männern um etwa 60 Prozent,hieß es damals. Die Vorhaut, die bei der Beschneidung entfernt wird, hatoffenbar Eigenschaften, die ein Eindringen des HI-Virus in das männliche Blutbei kleineren Verletzungen erleichtern.
Aber schützt die Beschneidung von Männern auchFrauen? Dieser Frage sind nun Forscher in Ruanda nachgegangen. Die Medizineruntersuchten von 2003 bis 2007 den Effekt einer Beschneidung HIV-infizierterMänner hinsichtlich der Virenübertragung auf deren Partnerinnen. Zugelassenwaren Männer zwischen 15 und 49 Jahren, die bereits mit HIV infiziert waren,nicht beschnitten waren und keine medikamentöse Therapie erhielten.
Insgesamt nahmen 922 Männer an der Studie teil, für die Auswertungwurden jedoch nur 92 Paare in der behandelten und 67 Paare in derKontrollgruppe berücksichtigt. Die Männer in der behandelten Gruppe wurden zuBeginn der Studie beschnitten, diejenigen in der Kontrollgruppe erst nach 24Monaten. Damit wollte man einer Stigmatisierung unbeschnittener Männervorbeugen, berichten die Forscher im Fachmagazin "Lancet" (Bd 374,S.229).
Sowohl die männlichen als auch die weiblichen Teilnehmer wurdensechs, zwölf und 24 Monate nach Beginn der Studie untersucht und zu ihremSexualverhalten und ihrer Gesundheit befragt. Dazu gehörten Fragen zum Gebrauchvon Kondomen, der Anzahl der Geschlechtspartner und der Einstellung zum Wissenum die eigenen Krankheitsdaten. Nach 24 Monaten hatten sich in der behandeltenGruppe 13 Prozent der Frauen mit dem Virus angesteckt, in der Kontrollgruppesogar 22 Prozent, schreiben Maria Wawer vom Raiki Health Sciences Program imRakai District.
Statistisch sei dieser Unterschied jedochnicht signifikant, betonen die Forscher, die Beschneidung von HIV-infiziertenMännern scheine also das Risiko einer Virenübertragung auf gesunde weiblichePartner nicht zu reduzieren. Weil sich in der Kontrollgruppe dennoch mehrFrauen ansteckten, brachen sie die Studie vorzeitig ab.
Die Gründe für das eher unerwartete Ergebnis sind denWissenschaftlern nicht genau bekannt. Möglicherweise bestehe ein Zusammenhangzum Alter und dem Verwenden von Kondomen. Dennoch sollten Programme zurFörderung der Beschneidung gestärkt werden, berichten die Forscher. Auch wenndie Beschneidung den Frauen nicht unmittelbar zugute komme, hätten sie docheinen Vorteil dadurch, betonten die Wissenschaftler. Denn je weniger Männer mitdem Aids-Virus infiziert seien, umso kleiner das Risiko einer Ansteckung. Auchbereits HIV-infizierten Männern sollte eine Beschneidung nicht vorenthaltenwerden, um eine Stigmatisierung in der Bevölkerung zu verhindern, sagt Wawer. hda/ddp/AFP